Beamer sind bei Gamern immer noch nicht so beliebt, wie Smart-TVs oder Monitore. Das liegt zum einen an den höheren Preisen, aber oftmals auch an der fehlenden Ausstattung. Wir haben den kompakten Formovie Theater, einen üppig ausgestatteten 4K Laser-Ultrakurzdistanz-Beamer, einmal in der Praxis getestet.
Wer steckt hinter dem Formovie Theater?
Die Marke Formovie Tech gehört zum Xiaomi-Kosmos. Sie wurde von Appotronics und Xiaomi ins Leben gerufen. Während sich das erste Unternehmen vor allem für die Laser-Technologie verantwortlich zeichnet, soll Xiaomi die neue Marke unter anderem mit dem Namen und seinem Verkaufsnetzwerk unterstützen.
Welche Specs liefert der Formovie Theater?
Trotz seiner Maße von rund 55 x 35 x 11 Zentimetern ist der Theater für einen 4K Laser-Ultrakurzdistanz-Beamer durchaus kompakt zu nennen, da Modelle anderer Hersteller größer ausfallen. Diesen Platz müsst Ihr einkalkulieren, damit Ihr das Gerät problemlos für eine entsprechende Bildfläche aufstellen könnt.
Darüber hinaus bringt der Beamer fast 10 Kilogramm auf die Waage, sodass er einerseits die nötige Standfestigkeit bietet, aber andererseits nicht auf eine allzu wackelige Unterlage platziert werden sollte.
Er bietet eine Bildgröße von 80 bis 150 Zoll mit einer 4K-Auflösung von 3.840 mal 2.160 Pixeln und erreicht dabei eine maximale Helligkeit von 2.800 ANSI Lumen. Zur Darstellung der Bilder nutzt der Theater neben ALPD 4.0 RGB+ auch die LPSE-Technologie. Das sorgt unter anderem für eine höhere Farbwiedergabe und soll beispielsweise weichere Bilder erzeugen. Die Darstellung selbst erfolgt mit einer Bildrate von 60 Hz, da sich das Gesamtbild aus vier Einzelbilder zu je 240 Hz zusammensetzt.
Zudem verfügt der Formovie über MEMC (Motion Estimation, Motion Compensation). Dadurch berechnet das Gerät Zwischenbilder, die das Geschehen auf der Leinwand flüssiger wirken lassen.
Für Gamer interessant sind der „Game Mode“ und ALLM (Auto Low Latency Mode). ALLM soll die Latenz zwischen dem Beamer und einer angeschlossenen Konsole automatisch auf einen idealen Wert festlegen, damit Ihr keine Eingabeverzögerungen bemerkt.
Zum Lieferumfang gehören neben dem Beamer noch das Stromkabel sowie eine Fernbedienung. Auf mögliche Anschlusskabel müsst Ihr verzichten. Allerdings dürften sich die gängigsten Kabel sowieso schon in Eurem Besitz befinden – zumindest dann, wenn Ihr eine Konsole oder Gaming-PC beziehungsweise -Notebook besitzt.
Der Beamer verfügt über drei HDMI-2.1-Ports, wovon einer eARC unterstützt. Dazu kommen noch zwei USB-2.0-Anschlüsse, ein 3,5-mm-Klinkenanschluss, einen S/PDIF-Toslink- sowie ein LAN-Port. Darüber hinaus unterstützt der Beamer Wi-Fi 6 und Bluetooth 5.0.
Weiterhin unterstützt das Modell HDR 10+, HLG sowie Dolby Vision. Damit ist er momentan einer der wenigen Beamer, der Dolby Vision wiedergeben kann. Für den Sound zeichnet sich ein Soundsystem von Bowers & Wilkins mit 2 mal 15 Watt verantwortlich. Dieses kommt mit Dolby Atmos, DTS/X sowie DTS -HD zurecht.
Als Betriebssystem kommt Android 11 zum Einsatz und das Modell verfügt über einen integrierten Chromecast.
Der Formovie Theater im Praxistest
Der Beamer lässt sich schnell und einfach auspacken, anschließen und in Betrieb nehmen. Ich habe den Theater rund 30 Zentimeter vor der Projektionsfläche aufgestellt. Damit erreichen wir eine Bildgröße von rund drei Metern (ca. 120 Zoll).
Die ersten Gehversuche habe ich an einer schlichten weißen Wand bei Tageslicht gemacht, danach auf derselben Wand mit Verdunkelung und schließlich auf einer herkömmlichen ALR-Leinwand. Sofern das Sonnenlicht nicht direkt auf die Projektionsfläche fällt, ist das Bild dank der 2.800 Lumen schon ohne größere Änderungen recht ansehnlich, steigert sich aber mit den zuvor genannten Szenarien. So erreichte ich das beste Ergebnis auf der Leinwand.
Dennoch solltet Ihr zu Beginn Änderungen am Bild vornehmen, weil dies in der Regel die Wiedergabequalität steigert. Für eine exakte Ausrichtung nutzt Ihr die Trapezkorrektur und auch die Bildschärfe wird über die entsprechende Menü-Funktion angepasst. Hier bietet sich auch schon unser erster Kritikpunkt: Denn für nahezu alle Modifikationen müsste Ihr auf die Fernbedienung zurückgreifen. Fehlt Euch also die Fernbedienung, könnt Ihr keine Optimierungen mehr am Bild vornehmen.
Die Farbwiedergabe sowohl bei Videos als auch bei Spielen konnte mich nach ein paar Nachbesserungen überzeugen. Ich aber muss aber auch zugeben, dass mich die Wiedergabegröße anfangs schlichtweg überrascht hat.
In Sache Anschlussoptionen gibt es einen Punkt, der mir partout nicht einleuchten will. Warum stattet Formovie einen 4K Beamer mit zwei USB-Typ-A-2.0-Ports aus? Natürlich werden Inhalte von USB-Sticks, insofern diese in Full HD (1.920 x 1.080 Pixel) vorliegen, ohne Weiteres wiedergegeben. Aber bei nativen 4K-HDR-Elementen gibt es unschöne Bildhänger. Es wäre deshalb sinnvoll gewesen, dem Theater zumindest einen schnellen USB-Typ-A 3.2 zu spendieren.
Der eine oder andere Fernsehfan wird es außerdem bedauern, dass es keine Antennenanschlüssse mit dazugehörigem TV-Tuner gibt. Wer eine TV-Box nutzt, kann diese direkt mit dem Beamer verbinden und darüber lineares Fernsehen schauen.
Da der Beamer Android 11 als Betriebssystem sowie einen integrierten Chromecast nutzt, könnte Ihr auf viele große Streaming-Apps wie Amazon Prime Video, Disney+ und YouTube zurückgreifen. Zudem lassen sich weitere Apps nachinstallieren.
Es fehlt allerdings, wie bei vielen anderen Beamern, ab Werk die Unterstützung von Netflix. Dies könnt Ihr aber umgehen, indem Ihr einen TV-Stick nutzt. Der Betrieb lief im Großen und Ganzen reibungslos, nur hin und wieder hatten Betriebssystem oder der Chromecast einen Aussetzer, sodass der Beamer neu gestartet werden musste.
Der Klang des Soundsystems kann sich dank der beiden 15 Watt Lautsprechern, der Unterstützung diverser Audio-Codecs sowie den vorinstallierten Modi hören lassen. Höhen und Mitten klingen klar, weich und werden vom Bass sanft unterstrichen.
Ebenfalls erwähnenswert: Der Formovie Theater wird aktiv gekühlt. Bei der Wiedergabe von Filmen oder beim Spielen fällt dies allerdings mit normaler Tonlautstärke nicht zu sehr ins Gewicht. Denn die Lüftungsgeräusche werden in der Regel vom Wiedergabesound geschluckt.
Eine Leinwand ist Pflicht
Wie bei einem Laser-Ultrakurzdistanz-Beamer wünschenswert, solltet Ihr Euch bei einem dauerhaften Einsatz auf jeden Fall eine entsprechende Leinwand kaufen. Hier variieren die Preise je nach Größe, Qualität und Ausstattung zwischen einigen hundert bis zu mehreren tausend Euro. Wer handwerklich geschickt ist, der kann sich die Leinwand auch selbst bauen. Die entsprechenden Anleitungen mit Materialvorgaben findet Ihr im Internet.
Testfazit zum Formovie Theater: Toller Beamer mit kleinen Defiziten
Der Formovie Theater ist ein gelungener 4K Laser-Ultrakurzdistanz-Beamer mit kleineren Bedienungs- und Technikmacken. Die nicht nur angesichts der Preisklasse nicht sein müssten. Da wären beispielsweise die beiden langsamen USB-2.0-Ports. Außerdem könnt Ihr die Korrekturen und Einstellungen am Bild nur über die Fernbedienung vornehmen.
Das Bild selbst kann sich sowohl bei Spielen als auch bei Videos sehen lassen. Gerade Inhalte mit Dolby Vision schauen hervorragend aus. Die Bildrate ist zwar auf 60 Hz begrenzt, aber dank ALLM und Game Mode fällt das meistens nicht allzu sehr auf. Beim Spielen von Halo und Forza auf einer großen Projektionsfläche wird der ein oder andere Gamer auftretende Unschärfen verzeihen. Mir war das Erlebnis als solches wichtiger als kleinere Wiedergabemängel. Und auch in Sachen Soundqualität macht der Theater Spaß, kann aber natürlich keine hochwertige Home-Cinema-Anlage ersetzen.
Ich würde Euch den Kauf aber nur dann empfehlen, wenn Ihr nicht nur daran zocken möchtet, sondern vor allem Videos mit dem Gerät schauen möchtet. Denn für einen reinen Gaming-Beamer ist der Preis von 3.500 Euro sehr hoch.
Wertung:
Karsten Bunz Karsten interessiert sich für Hardware und Software rund um Gaming. Ob Maus & Tastatur, Headset, Notebook oder Spiele-PC - wenn ordentliche Power im Spiel ist, kümmert sich Karsten darum. Alle Beiträge ansehen